Blitz und Donner
(Yves Raemy)
Wieder einmal bin ich im Gebiet vom Muthorn unterwegs. Ich steige die steilen Grasflanken rauf und runter. Da entdecke ich plötzlich eine kleine Bergkristallspitze. Wunderschön klar. Mein Interesse ist geweckt. Ich steige weiter nach oben, um zu ergründen von wo der Kristall wohl seinen Ursprung hat. Und tatsächlich 10 Meter weiter oben ist ein verdächtige Quarzband.
Ich habe mich für diese Strahler Tour entschieden da das Wetter nur bis zum Mittag trocken gemeldet hat.
Ich habe also begonnen am Quarzband zu arbeiten. Graben, graben und weiter graben war das Motto. Ab und zu ist wieder eine Fläche erschienen aber nicht das was ich wirklich gesucht habe. Dann plötzlich eine Bergkristallspitze und noch eine und noch eine! Es war eine kleine Bandtasche. Die Spitzen waren wasserklar, eine super Qualität. Das hat mich riesig gefreut und ich habe mit grosser Euphorie weiter gegraben.
Dann ging es im wahrsten Sinne des Wortes Blitzschnell! Es wurde dunkel und begann zu donnern und blitzen. Auch Regen setzte ein. Das Gewitter war da. Ich habe alles wetterfest eingepackt und bin unter einen Felsvorsprung gestanden. Die Kristalle habe ich mit Zeitung eingepackt und in eine Tasche verstaut. Als das Gewitter vorbei war hat es nur noch geregnet. So habe ich meine sieben Sachen zusammengepackt. In diesem Moment ist mir die Tasche mit den Kristallen aus der Hand gerutscht. Die verpackten Kristalle sind den stotzigen Berghang hinuntergerollt. Sofort habe ich alle Kristalle wieder eingesammelt und mich anschliessend auf den Abstieg gemacht. Beim Auto angekommen war ich zwar nass aber zufrieden und glücklich mit dem kurzen Strahlertag.
Zuhause wollte ich meine Funde natürlich präsentieren. Da habe ich festgestellt das die zweitschönste Bergkristallspitze fehlte! Die ist wohl nicht wieder in die Tasche gekommen. Das hat mich schon ein bisschen geärgert. Es waren ja nicht gerade ein riesen Fund.
Ein paar Wochen später bin ich mit meinem Vater zu der Fundstelle hochgestiegen. Um weiter zu arbeiten und natürlich um den verlorenen Bergkristall ein zweites Mal zu finden!
Als wir oben angekommen waren haben wir zuerst die ganze Schutthalde und den Hang abgesucht. Aber nichts. Der Bergkristall war unauffindbar. So haben wir halt am Band weitergearbeitet. Es kamen noch ein paar Spitzen zum Vorschein, leider nicht mehr in dieser super Qualität wie das letzte Mal.
Als ich ein Jahr später zufälligerweise bei der Stelle vorbei gegangen bin war das erste was ich erblickte: die super Kristallspitze vom letzten Jahr! Unglaublich!!!
Das Zeitungspapier hatte sich zwar aufgelöst aber die Bergkristallspitze war immer noch wasserklar. Ich hatte riesige Freude, vielleicht noch mehr als ein Jahr zuvor. Ich konnte in der Schutthalde noch einen 1 cm grossen Titanit finden aber danach war endgültig Schluss an dieser Stelle.
Am gleichen Tag durfte ich 200 Höhenmeter weiter oben noch einen coolen Fund machen. Ich habe bei einer alten Stelle ein Stein weggerissen und tatsächlich darunter war ein Hohlraum mit Lehm gefüllt. Ich durfte ein Plastiksack voll Rauchquarz bergen. Ein Paar waren recht dunkel in der Farbe und fast alle waren rund herum auskristallisiert. Ein spannender Fund. Die dunkle Farbe der Kristalle hat mich überrascht in diesem Gebiet.
So hatte ich beim Abstieg am Abend wasserklare und dunkle Kristalle im Rucksack.